Wettbörsen


Sportwetten werden traditionell von Wettbüros angeboten. Man geht ins Wettbüro, bezahlt seinen Einsatz und bekommt einen Wettschein, den man im Gewinnfall ebendort gegen Geld eintauschen kann. Mit dem Siegeszug des Internet kamen die Online-Buchmacher auf. Man konnte mit einem Webbrowser ein Wettkonto eröffnen, Geld auf ein Wettkonto einzahlen und mit diesem Geld online Wetten platzieren. Gewinne wurden wieder dem Wettkonto gutgeschrieben.

Am eigentlichen Prinzip änderte das aber nichts. Immer noch gab der Buchmacher die Quoten vor und seine Kunden konnten sich entscheiden, auf welche sie wie viel Geld setzen. 1999 gründeten Andrew Black und Edward Wray mit Betfair die erste Internet-Börse für Sportwetten. Heute wickelt diese immer noch größte Wettbörse der Welt täglich mehrere Millionen Wett-Transaktionen ab. Das Prinzip einer Sportwettenbörse unterscheidet sich gundlegend von einem Buchmacher.

Die Börse fungiert ähnlich wie eine Aktienbörse nur als Handelsplatz für ihre Kunden. So wie Kunden einer Aktienbörse die Aktien nicht an die Börse selbst, sondern an andere Kunden verkaufen, wetten Kunden der Wettbörse nicht gegen diese, sondern gegeneinander. So wie an der Aktienbörse der Kaufkurs ausgehandelt wird, so wird auf der Wettbörse die Quote ausgehandelt. Sie richtet sich nach Angebot und Nachfrage.

Back- und Laywetten

Da Kunden gegeneinander wetten, muss es für jede Wette, die ein Kunde abgibt, einen anderen geben, der dagegen wettet. Diese Gegenwette wird Lay-Wette genannt. Wer also z. B. eine Lay-Wette auf einen Heimsieg abgibt, der wettet, dass es keinen Heimsieg geben wird. Die traditionelle Wette auf einen Ausgang (also z. B. auf den Heimsieg) wird Back-Wette genannt.

Jede zustande gekommene Wette besteht also aus einer Back-Wette und einer Lay-Wette. Der Spieler, der auf das Ergebnis setzt ist der „Backer“, der Spieler der dagegen setzt der „Layer“. Jede Wette, die zustande kommt, beginnt damit, dass entweder der Backer oder der Layer ein Angebot in die Börse stellt. Beispielsweise bietet der Layer eine Quote von 2,3 auf Heimsieg an. Wenn der Backer mit dieser Quote zufrieden ist, nimmt er das Angebot an und setzt sein Geld auf diese Quote. Die Wette ist damit zustande gekommen.

Ist er mit der Quote nicht zufrieden, kann er ein eigenes Angebot (z. B. 2,4) in die Börse stellen und hoffen, einen Layer zu finden, der diese Quote akzeptiert. Bei Spielbeginn verfallen dann alle Angebote, die nicht akzeptiert wurden. Sie werden einfach gelöscht, ohne das Kosten für die Spieler dafür anfallen. Nicht angenommene Angebote können auch jederzeit wieder kostenlos aus der Börse gelöscht werden.

Auch der Wetteinsatz ergibts sich durch Angebot und Nachfrage. Bei Abgabe eines Angebotes kann jeder Spieler festlegen, wieviel Einsatzgeld er maximal anbietet. Wer eine Wette annimmt, kann dann diesen Betrag oder einen Teil davon annehmen.

Steht das Ergebnis dann fest, werden die Wetten von der Börse abgerechnet. Gewinnt die Wette, so erhält der Backer seinen Gewinn vom Wettkonto des Layers überwiesen. Verliert die Wette, so erhält der Layer den Einsatz vom Backer auf sein Konto. Der jeweilige Gewinner muss dann eine Provision, die in der Regel max. 5 % beträgt, vom Reingewinn an die Börse abliefern.

Ein wichtiges Prinzip ist auch, dass die beiden Wettgegner niemals erfahren, gegen wen sie gewettet haben. So wie man auch an der Aktienbörse nicht nachfragen kann, wer einem seine Aktien da jetzt abgekauft hat.

Da man jederzeit Back- und Laywetten abschließen kann, kann man an der Börse auch Gewinne durch Handeln erwirtschafen. Schafft man es, eine Backwette zu einer höheren Quote abzuschließen und etwas später eine Laywette auf das gleiche Ergebnis zu einer niedrigeren, so hat man einen sicheren Gewinn erwirtschaftet. Im Fachbegriff nennt man das Trading. Vor allem bei Livewetten kann Trading schöne Gewinne bringen. Aber natürlich auch Verluste.